Eine kurze Geschichte des A2P-Messaging

Vom Telefon zum Alleskönner – kaum ein Alltagsgegenstand hat so massiv an Bedeutung und Funktionen gewonnen wie das Handy. Wir nutzen es täglich zur Kommunikation und lassen uns von dem kleinen Allrounder einige Aufgaben abnehmen. Auch Unternehmen kommunizieren mit uns, indem sie uns SMS oder andere Nachrichten senden. Sie sagen uns Bescheid, wenn unser Bus zu spät kommt, bestätigen unsere Anmeldung auf der nächsten, coolen Social-Media-Plattform oder erinnern uns an unseren Zahnarzttermin.

Diese Nachrichten sind sogenannte A2P-Nachrichten. A2P steht für „Application to Person“, also „Anwendung zu Person“, denn die Nachrichten werden, oft automatisiert, aus  Anwendungen heraus verschickt. Der folgende Beitrag soll einen Überblick darüber geben, wie die Erinnerungs-SMS auf unsere Smartphones kam.

Wie alles begann

Es gab einmal eine Zeit, in der man mit einem Mobiltelefon nur mobil telefonieren konnte.
Als jedoch nach einer Weile ein, zunächst nur europäischer, Mobilfunkstandard (GSM) entwickelt werden sollte, wurde der Grundstein für eine ganz andere Anwendung gelegt. Einige der beteiligten Entwickler machten sich im Jahr 1984 nämlich Gedanken, wie man freie Kapazitäten im Netz effektiv nutzen könnte. Wenig später war das erste Konzept der SMS geboren.

Wer mehr über die Entstehung der SMS erfahren möchte, kann ein Spiegel-Interview mit Friedhelm Hillebrand lesen, der das erste Konzept der SMS entworfen hat.

Sie haben eine (1) neue Nachricht!

Bis die erste SMS verschickt wurde, sollten aber noch ein paar Jahre ins Land ziehen. Erst im Jahr 1992 schickte der Brite Neil Papworth Weihnachtsgrüße an seinen Kollegen. Ironischerweise geschah dies übrigens von einem Computer aus, denn Papworth fehlte, ebenso wie dem Empfänger, eine Eingabemöglichkeit für Text auf seinem Telefon. Was folgte war eine Erfolgsgeschichte, mit der keiner der Entwickler gerechnet hätte.

Auch wenn heute OTT-Apps (Apps, die Nachrichten ohne den Umweg über einen Provider versenden) SMS immer mehr aus der Person-to-Person-Kommunikation (P2P, auch Peer-to-Peer) verdrängen, sind SMS in der A2P-Kommunikation immer noch äußerst erfolgreich. Kein Wunder, denn die Wege SMS als Unternehmen einzusetzen sind vielfältig und reichen von der Sicherung von vertraulichen Daten (beispielsweise durch 2-Faktor-Authentifizierung) bis hin zu klassischen Marketing-Kampagnen. Außerdem erreichen OTT-Apps immer nur die Personen, die die jeweilige App auch installiert haben. SMS hingegen erreichen jedes Mobiltelefon.

Versendete SMS in Deutschland
1 Mrd.
im Jahr 2000
1 Mrd.
im Jahr 2006
1 Mrd.
im Jahr 2012

Die Anfänge des A2P-Messaging

Als sich um das Jahr 2000 abzeichnete, dass die SMS als Kommunikationsmittel immer beliebter werden würde, begannen auch Firmen, diese für sich zu nutzen. Aus diesem Bedürfnis der Unternehmen entstand, was wir heute als A2P-Messaging kennen: Nachrichten, die von einer Applikation aus an den Endempfänger gesendet werden.

Natürlich wurden diese Nachrichten in der Regel nicht einzeln verschickt: Sie benötigten ein SMS-Gateway. Am Anfang wurden vermehrt GSM-Module für den Versand von SMS genutzt. Die Module brauchen noch heute ca. 2 Sekunden für den Versand einer SMS. Das klingt im ersten Moment nicht viel, doch in der Praxis ist es keine Seltenheit, dass 50.000 SMS auf einmal versendet werden. Inklusive Sendebericht müssen die Modems dann effektiv 100.000 SMS abwickeln. Betreibt der Anbieter 25 GSM-Modems, dauert der Versand also über zwei Stunden.

Für Massen-SMS und zeitsensitive Nachrichten ist der Versand über GSM-Modems also eher ungeeignet. In jedem Fall war es damals wichtiger denn je, den SMS-Versand zeitlich sehr genau zu planen.

Modernes SMS-Gateway

Tatsächlich gibt es auch heute noch GSM-Module. Allerdings werden sie heute eher für Tracking- und Ortungszwecke eingesetzt, beispielsweise in LKW-Flotten. Der Standard für den A2P-SMS-Versand ist natürlich wesentlich moderner geworden: Heute verschicken Webservices SMS nicht nur schneller, sie bieten auch wesentlich mehr Funktionen für den Verbraucher und sind flexibler. Kein Wunder, dass sie heute im Wettbewerb die Nase vorn haben.

Wenn Sie einen detaillierteren Vergleich zwischen GSM-Modulen und Webservices lesen möchten, bekommen Sie hier mehr Informationen.

Modernes A2P-Messaging

Heute ist A2P-Kommunikation so alltäglich geworden, dass viele von uns sie gar nicht mehr differenziert wahrnehmen. Die SMS die ankündigt, dass sich der Zug verspätet, eine Terminerinnerung von unserer Zahnarztpraxis und natürlich der Code für das Zurücksetzen unseres vergessenen Passworts. Übrigens ist in zwei Tagen Ihr Guthaben aufgebraucht, um die Datenoption weiter nutzen zu können, laden Sie es bitte innerhalb der nächsten drei Tagen auf! 

Gerade in den USA ist aber auch Marketing über SMS Gang und Gäbe. So könnte ein Restaurant eine SMS verschicken, die die Kunden dazu auffordert, die Nachricht bei Besuch des Restaurants vorzuzeigen, um ein Gratis-Getränk zum Essen zu bekommen. Natürlich nutzen Firmen SMS auch für den Versand von Promo-Codes, Links zur neuen Landingpage oder einfach, um auf einen Sale hinzuweisen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Beispiele für SMS als A2P-Nachrichten

Die Zukunft: Big Player RCS vs. Multichannel-Messaging

Seit 2018 wird der Ausbau von RCS von Google gefördert. Dass der Tech-Gigant hier seine Finger mit im Spiel haben möchte ist nicht verwunderlich: Der Rich-Communication Service bietet viele der Vorteile, die auch SMS bieten, wird aber den multimedialen Ansprüchen der Nutzer gerecht. Zumindest theoretisch, denn in der Praxis zeigt RCS, gerade im Bereich Sicherheit, noch massive Schwächen. Werden diese Schwächen beseitigt, ist es aber durchaus denkbar, dass RCS zu einem Big Player im A2P-Messaging wird. Dazu kommt, dass RCS (zumindest vorerst) nicht Ende-zu-Ende verschlüsselt ist. Für große Sicherheitsfans wird RCS in dieser Form also selbst für P2P-Kommunikation nicht infrage kommen.

Ein anderes Zukunftsszenario besteht darin, dass sich eine detaillierte Form des Multichannel-Marketings durchsetzt. Hier kennen die Unternehmen die Bedürfnisse der Empfänger*innen so genau, dass sie ihnen ihre Nachrichten automatisiert auf dem vom Kunden gewünschten Kanal zukommen lassen können – egal ob via SMS, Whatsapp (Business) oder dem Facebook-Messenger.
Diese Art der Kommunikation ist natürlich sehr aufwändig und bringt gerade durch die international ansässigen App-Betreiber potenzielle Datenschutzprobleme mit sich. Nicht zuletzt ist sie zum jetzigen Zeitpunkt die kostenintensivste Lösung, da mit mehreren Anbietern Verträge geschlossen werden müssen.

In beiden Szenarien wird auch in der Zukunft weiterhin der Grund gültig sein, aus dem die SMS ein so beliebtes Kommunikationswerkzeug für A2P ist: SMS werden weniger als Spam wahrgenommen, viel häufiger gelesen als Nachrichten in anderen Kanälen und brauchen keine Internetverbindung oder besondere Apps. Möglicherweise werden in all diesen Szenarien SMS als Fallback-Option eingesetzt werden, wenn die Nachricht nicht über den jeweiligen Messenger zugestellt werden kann.

Die Zukunft ist bunt

A2P-Messaging hat einen langen Weg hinter sich, aber die Zukunft hält noch viel spannendes für diese Art der Kommunikation bereit. Wahrscheinlich ist, dass der Versand von Nachrichten über Webservices weiter zunehmen wird, es ist nur nicht sicher, in welcher Form. In jedem Fall wird die Kommunikation zwischen Unternehmen und Kund*innen in Zukunft personalisierter sein und vermutlich zu einem bestimmten Grad automatisiert ablaufen. Multimediale Inhalte werden dabei besonders gefragt sein, doch auch die Sicherheit der Kommunikation wird weiter eine große Rolle spielen. 

Wir sind gespannt!

Mit besten Grüßen
Ihr seven Team

Headerbild von iStock.com/Chainarong Prasertthai

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