Die Rolle der Frauen im technischen Fortschritt – Beitragsreihe zum internationalen Frauentag

Women in Tech – Erfolgreich in einer Welt, die Männern gehört

Heute, am 8.3., ist der internationale Frauentag. An diesem Tag sollen Frauen auf der ganzen Welt für ihre Leistungen und Errungenschaften anerkannt und gefeiert werden. Es ist kein Geheimnis, dass die MINT-Berufe (Mathe, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) noch immer eine lediglich unterdurchschnittliche Frauenquote vorzuweisen haben. Auch die Tech-Branche ist leider weit davon entfernt, eine Ausnahme zu sein. Doch selbstverständlich gibt es sie auch hier: Frauen, die Großartiges geleistet haben.

In unserer Beitragsreihe möchten wir uns diese Leistungen in technischen Forschungs- und Arbeitsfeldern genauer ansehen. Dazu werden wir uns in mehreren Blogposts je einer Frau widmen. Einige von ihnen haben bedeutende Beiträge zu wissenschaftlichen Fortschritten geleistet, andere arbeiten aktiv daran, dass technische Berufe für Frauen attraktiver werden. In allen Blogposts werden Sie Ressourcen finden, die Ihnen mehr über die Unterstützung der Arbeit von Frauen in der Tech-Branche oder in MINT-Berufen erzählen. 

In diesem ersten Beitrag möchten wir allerdings erst einmal im Allgemeinen über die Rolle von Frauen in MINT- und insbesondere Tech-Berufen sprechen. Dabei werden wir zunächst einen Blick in die Vergangenheit werfen und uns dann den aktuellen Stand ansehen. 

Geschichtliche Einordnung – Von Konventionen und Computern

Es ist absolut nicht so, dass Frauen in technischen, naturwissenschaftlichen oder IT-Berufen eine völlige Neuheit wären. Im vergangenen Jahrhundert arbeiteten viele Frauen in technischen Berufen, von denen einige erst seit kurzem in der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen. 

Das Problem: Ihre Leistungen, wenn sie zu ihrer Zeit überhaupt gewürdigt wurden, gerieten in Vergessenheit. Einer der Gründe dafür dürfte sein, dass es lange nicht den Konventionen entsprach, dass Frauen überhaupt arbeiteten, schon garnicht in technischen Berufen. So wurden die wenigen Wissenschaftlerinnen und Arbeiterinnen häufig eher als Hilfsarbeiterinnen betrachtet, die jene Arbeit machten, für die die Männer keine Zeit hatten.

Insbesondere im Bereich des Computing arbeiteten nichtsdestotrotz viele Frauen, die durch ihre Leistungen im Großen wie im Kleinen maßgeblich zum wissenschaftlichen Fortschritt beigetragen haben. 

Heute sieht die Lage im Bezug auf die Zahlen natürlich etwas anders aus. Frauen sind zwar insgesamt im Berufsleben noch unterrepräsentiert, immerhin liegt der Prozentsatz bei den Gesamterwerbstätigen in Deutschland aber mittlerweile bei 46,6% (Stand 2019). Diese Zahl ist trotzdem mit Vorsicht zu genießen, denn Frauen arbeiten weit häufiger in Teilzeit als Männer. Klar ist aber, dass es nicht mehr unkonventionell ist, dass Frauen Lohnarbeit nachgehen. Gerade in MINT- Berufen ist der Frauenanteil jedoch um einiges geringer als der Durchschnitt. Diesen Fakt möchten wir uns nun etwas genauer ansehen.

Der aktuelle Stand – Eine langsame Entwicklung

Bevor wir uns die Lage ansehen, lassen Sie uns Eines festhalten: Natürlich gibt es auch große regionale Unterschiede. Wie anerkannt Frauen in der Arbeitswelt sind, ist unter anderem vom Kulturkreis abhängig. Die Tatsache, dass Frauen in technischen Berufen unterrepräsentiert sind, trifft jedoch auf so gut wie alle Länder zu, zu denen wir Daten finden konnten. Die internationalen Daten zu vergleichen ist schwierig, da unterschiedliche Faktoren untersucht werden und sich oft Abschlüsse und Tätigkeiten nicht verallgemeinern lassen. Daher werden wir uns in diesem Abschnitt auf die Lage in Deutschland konzentrieren, um beispielhaft die Entwicklung in einem europäischen Land zu zeigen.

Wie ist also die Lage in Deutschland? Zeigen die staatlich geförderten Bemühungen, Frauen stärker in technische Berufe einzubinden ihre Wirkung?

Die meisten Studien geben Anlass zur Hoffnung – im Großen und Ganzen sind Fortschritte zu erkennen. Allerdings sind es kleine Fortschritte, die sich langsam entwickeln. Ein Beispiel: Der Prozentsatz der Frauen, die ein Studium in einem MINT-Fach beginnen steigt nur sehr langsam an. Vor 20 Jahren, im Jahr 2001, lag dieser Prozentsatz bei 30,8%. 2019 hingegen lag der Prozentsatz bei 34,2%. Sehen wir uns zusätzlich den Prozentsatz der weiblichen Personen an, die in diesen Studienfächern einen Abschluss machen, steigt dieser zwar seit 2015 an, war aber vorher auch fünf Jahre lang zurückgegangen.

Wiederum andere Zahlen ergeben sich in dem tatsächlichen Beschäftigungsverhältnis. Laut Zahlen der Agentur für Arbeit (Seite 14) waren im Jahr 2022 ca. 17% der Beschäftigten in MINT-Berufen Frauen. In technischen Berufen sind nur noch 14 % der Beschäftigten weiblich, in Informatikberufen sind es immerhin 18%.

Wie vertreten sind Frauen im MINT-Bereich?
Hier eine Auswahl an Statistiken und Reports für:

  • USA

    34% aller MINT-Masterabschlüsse (2017-2018)

  • Europäische Union

    17.9% ICT-Spezialistinnen (2019)

  • Afrika

    30% Forscherinnen in allen Bereichen (2015)

  • Asien-Pazifik-Region

    Stark unterschiedlich, aber überall weniger Frauen, je höher die Qualifikation

Gerade in nichtakademischen MINT-Berufen arbeiten nur sehr wenige Frauen

Bild von SeventyFour auf iStock.

Diese Zahlen haben unter anderem damit zu tun, dass mehr Frauen in akademischen MINT-Berufen als in nicht-akademischen MINT-Berufen arbeiten. Auch hier gibt es viele und komplexe Gründe. Einer von ihnen ist, dass die weibliche Beteiligung an akademischen MINT-Berufe mehr und früher gefördert wurde. Außerdem sind viele Berufe in denen technische Fachkräfte gesucht werden so stark von männlichen Stereotypen geprägt, dass es noch schwieriger ist, als Frau Fuß zu fassen. Natürlich bedingt der erste Punkt auch den zweiten. Gerade in KMUs sinkt übrigens nicht nur die Zahl der weiblichen Führungskräfte, sondern auch die aktive Förderung von Mitarbeiterinnen geht zurück. Die Entwicklungen sind also nicht überall positiv.

Glücklicherweise zeigt aber die Tendenz doch einen Anstieg von weiblichen Beschäftigten in MINT-Berufen, was für eine Aufweichung der festgefahrenen Vorurteile spricht. Am Ende ist eben glücklicherweise auch eine kleine, stetige Entwicklung ein Schritt in die richtige Richtung. Wünschenswert wären größere Anstrengungen, insbesondere von Unternehmensseite, dennoch. Über Möglichkeiten für Unternehmen und Arbeitgeber, ihren Teil für einer größeren Geschlechtergleichheit zu leisten, werden wir in einem der folgenden Beiträgen dieser Reihe sprechen.

Women in Tech – mehr als Innovation

In einem so innovativ veranlagten Arbeitsumfeld wie der Tech-Branche sollten verstaubte Konventionen und Vorurteile eigentlich leicht aufzubrechen sein. Leider geht diese Rechnung nicht auf.

Sehen wir uns beispielhaft die amerikanische Tech-Branche an. Unternehmen die hier erfolgreich sind legen eher weniger Wert auf Traditionen und mehr Wert auf Innovationen und Flexibilität. Tech-Firmen brüsten sich mit alternativen Arbeitskonzepten, geben sich experimentierfreudig in ihren Strategien und wollen die Kreativität ihrer Mitarbeiter fördern.
Trotzdem sieht die Lage für weibliche Beschäftigte nicht besser aus. Anfang 2020 arbeiteten in den größten fünf amerikanischen Tech-Unternehmen 34,4% Frauen, was deutlich unter dem nordamerikanischen Gesamtdurchschnitt aller Branchen von 46,8% liegt.

Auch noch stärker marginalisierte Gruppen haben es schwer – obwohl sich die Branche beispielsweise als trans-freundlich gibt, reichen die Ideale längst nicht an die Realität heran. Stattdessen handeln die Geschichten von Transfrauen von Benachteiligung, wenn sie sich nach der Geschlechtsanpassung mit dem gleichen Lebenslauf neu bewerben müssen. Beispiel 1, Beispiel 2.

Auch in den fünf größten Tech-Unternehmen der USA sind Frauen unterrepräsentiert

Frauenanteil der Belegschaft der fünf größten US-Techunternehmen, aufbereitet von Statista

Bedenklich wird es für die Branche auch im Hinblick auf ethnische Diversität. In 177 Firmen im Silicon Valley arbeiten weniger als 2% Afroamerikanerinnen, Latinx-Frauen und amerikanische und alaskische Ureinwohnerinnen.

Zumindest im Hinblick auf die unterdurchschnittliche Zahl von Frauen in MINT- und Tech-Berufen, wurden die Gründe untersucht. Sie sind divers und verbinden frühe Bildungsansätze, fehlende Repräsentationen und komplexe soziologische und psychologische Effekte mit den systematischen Problemen, die Frauen in den Männer-dominierten Feldern erwarten. Dies dürfte die stark männlich geprägte Tech-Branche besonders betreffen.

Doch die Gründe zeigen auch, dass Unternehmen aktiv werden müssen, um Mitarbeiterinnen gleiche Chancen einzuräumen und sie zu halten. Dies kann in einigen Fällen bedeuten, dass nicht nur eine Anpassung von Personalstrategien, sondern auch ein allgemeines Umdenken nötig ist. Trotzdem helfen auch bereits kleine Anpassungen und vor allem eines: Aufklärung. Keine Führungskraft kann wissen, was zu tun ist, wenn sie die Probleme nicht kennt.

Laut einer Studie von Microsoft sind weibliche Vorbilder besonders wichtig dafür, dass mehr Mädchen ihr Interesse an MINT-Themen weiterverfolgen.

Ein Spiegel der Gesellschaft

Kurzgesagt: Auch wenn die Entwicklung im Großen und Ganzen in die richtige Richtung verläuft, sollten die Bemühungen um eine bessere Inklusion von Freuen auch in der Tech-Branche unbedingt weitergeführt werden. Es gibt immer Teilmärkte, in denen der Anteil weiblicher Beschäftigter zurückgeht. Es ist klar, dass es bis zur Gleichberechtigung noch ein langer Weg ist, sowohl für Frauen als auch für Minderheiten jeder Art. Diese Gleichberechtigung sollte in jedem Unternehmen zu den eigenen Zielen gehören, denn sie existieren nicht separat von der Gesellschaft an sich. Eine Gleichberechtigung aller Beschäftigten am Arbeitsplatz wird eine bessere Gleichberechtigung im Allgemeinen begünstigen.

Wir freuen uns, in unserer Reihe einige großartige weibliche Vorbilder zeigen zu können und hoffen, dass auch Sie etwas daraus mitnehmen können.

Deutsche Initiativen zur Förderung von Frauen in Tech und MINT

Nationale Pakt für Frauen in MINT-Berufen: Komm, mach MINT

Femtech

MINTtoolbox

Girls‘ Day

Internationale Initiativen zur Förderung von Frauen in Tech und MINT

Women in Tech

Girls Who Code

Global Digital Women

Geekettes

Mit besten Grüßen
Ihr seven Team

Headerbild: iStock.com/Cecilie_Arcurs

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