Erfolgreiche Frauen in der Tech-Branche haben eines gemeinsam. Sie überwanden die Grenzen ihrer Zeit, indem sie sich dem widersetzten, was die sozialen Normen oder Traditionen jeder Art von ihnen verlangten. Nur so war es ihnen möglich, ihrer Arbeit nachzugehen und so ihren bedeutsamen Beitrag zum technischen Fortschritt zu leisten. Unsere heutige Woman in Tech überwand nicht nur den Grenzen, die ihr als Frau begegneten, sondern auch die, die der Rassismus in den USA ihr entgegenbrachte. Wir sprechen heute über Katherine Johnson, Mathematikerin bei der NASA.
Katherine Johnson – Von Zahlen, Grenzen und dem Weltall
Wer war Katherine Johnson?
Katherine Coleman Goble Johnson griff fast wörtlich nach den Sternen. In ihrer Arbeit bei der NASA half sie dabei, die bemannte Raumfahrt zu ermöglichen. Dabei überwand sie nicht nur die diskriminierenden Grenzen, die Frauen in ihrem Arbeitsumfeld gesetzt waren, sondern auch die der Rassentrennung, die zu ihrer Zeit noch stark präsent war. Aggressiv ging Johnson jedoch niemals vor. Die Akzeptanz ihrer Person basierte schlicht auf ihrer herausragenden Arbeit und der Tatsache, dass sie die Grenzen anzweifelte und ihr Umfeld dies akzeptierte. Sie zeigte mit ihrer außergewöhnlichen Karriere, dass Neugier und Fleiß Türen öffnen können, die normalerweise verschlossen bleiben.
Ihre Begeisterung für Mathematik begann schon sehr früh. Sie selbst sagte einmal, dass sie schon als junges Kind alles gezählt habe, was zählbar war, von Tellern bis zu Schritten auf ihrem Weg zur Schule. Sie hatte das Glück, dass ihr Vater tat, was er konnte, um sicherzustellen, dass seine Kinder auf die High School gehen konnten. Auch ihre Lehrer und ihr Schulleiter förderten sie aktiv und ermutigten sie, eine mathematische Karriere zu verfolgen.
Bereits mit 14 Jahren fing sie an, am West Virginia College Mathematik und Französisch zu studieren. Schon bald hatte sie alle Kurse zu Mathematik belegt. Ihr Wissensdurst war an der Universität willkommen und so besuchte sie unter anderem einen Kurs in analytischer Geometrie, der nur für sie geschaffen wurde. Die Kenntnisse aus diesem Kurs sollten in ihrem Leben noch sehr bedeutsam werden. Mit 18 beendete sie die Uni erfolgreich mit zwei Abschlüssen.
Allein ihr Bildungsweg ist also absolut bemerkenswert. In einer Zeit, in der Afroamerikanerinnen nur selten die High School besuchten, schaffte es Katherine Johnson mit nur 18 Jahren einen Bachelorabschluss in zwei Fächern zu erlangen.
Die Geschichte von Katherine Johnson und zwei ihrer Mitstreiterinnen wurde in dem Film “Hidden Figures” nacherzählt, der im Jahr 2017 für drei Oscars nominiert war.
Nach Ihrem Abschluss arbeitete sie eine Weile als Mathelehrerin, einer der wenigen Berufe, die für Afroamerikanerinnen akzeptiert wurden. Sie bekam das Angebot, weiterhin zu studieren, musste das Postgraduale Studium aber abbrechen, als ihr Mann schwer erkrankte. In dieser Zeit bekam sie außerdem drei Kinder. Auch wenn Johnson in ihrem Beruf glücklich war: Es sollte bald eine Chance für sie geben, die wie für sie geschaffen war.
1952 hörte sie, dass die NACA, die Vorgängerin der NASA, anfing, afroamerikanische Frauen als Rechnerinnen (sog. Computer) einzustellen und ein Jahr später bewarb sie sich auf eine der Stellen. Wegen ihres Abschlusses in Mathematik wurde sie als Mathematikerin eingestellt.
Johnson arbeitete zunächst nicht nur getrennt von den männlichen Arbeitnehmern im Unternehmen, ihr Arbeitsplatz unterlag auch der Rassentrennung. Undurchdringbar waren diese Grenzen aber schon vor ihrer Zeit nicht gewesen: Dorothy Vaughan war die erste afroamerikanische Managerin der Basis und Johnson fühlte sich inspiriert von Vaughan’s hart erarbeiteter Stellung im Unternehmen.
Wofür ist sie bekannt?
Katherine Johnson arbeitete 33 Jahre lang für die NASA und in dieser Zeit trug sie maßgeblich dazu bei, diverse Raumfahrtmissionen zu realisieren. Bekannt ist sie natürlich auch für die Tatsache, dass Sie die Grenzen der Rassen- und Geschlechtertrennung sprengte, ohne dass sie dafür in größere Schwierigkeiten gekommen wäre. Dies gelang ihr einfach aufgrund ihrer hervorragenden Arbeit und Ihres Unwillens, die von Rassismus und der Rolle der Frau zugeschriebenen Grenzen zu akzeptieren. Johnson sagte zu ihrer Vorgehensweise bei ihrer Arbeit:
Having enough information to do my work accurately was essential, so I just ignored the social customs that told me to stay in my place. I would keep asking questions until I was satisfied with the results.
Nur zwei Wochen nachdem sie ihre Arbeit bei der der NACA begann, wurde sie der Flight Research Division „ausgeliehen“. Die Abteilung brauchte sie, um aerodynamische Kräfte zu berechnen, die auf Flugzeuge wirkten. Später war die Research Division unter anderem in die Bemühungen involviert, einen Menschen ins All zu schicken und brauchte Hilfe bei der Berechnung der Flugbahn der Rakete in der Mercury-Mission. Zu dieser Zeit arbeitete Johnson oft 16 Stunden am Tag, liebte aber ihre Arbeit. Zu mehreren Anlässen sagte sie, es hätte keinen Tag gegeben, an dem sie sich nicht freute, zur Arbeit zu gehen.
Schnell zeigte sie, dass ihr Wissen in analytischer Geometrie bedeutend für die Arbeit der Abteilung war. Johnson selbst scherzte, die Kollegen hätten vergessen, sie zurückzugeben, doch Fakt ist, dass die Abteilung sie für ihre Projekte dringend brauchte. Sie blieb bis zu ihrem Ruhestand im Jahr 1986 in der Division und arbeitete in dieser Zeit an vielen bedeutenden Raummissionen. Sie half, den ersten Amerikaner ins All zu bringen, ermöglichte die erste amerikanische Umrundung der Erde und war beteiligt an den bekannten Missionen Apollo 11 und 13. Letzterer half sie, wieder sicher zurück zur Erde zu gelangen.
Es wird Sie also sicher nicht verwundern, dass Katherine Johnson als amerikanische Heldin gilt. Im Jahr 2015 erhielt sie für ihre Leistungen die Presidential Medal of Freedom, die höchste zivile Auszeichnung der USA. President Obama sagte bei der Verleihung: “Katherine G. Johnson refused to be limited by society’s expectations of her gender and race while expanding the boundaries of humanity’s reach.”
Das Raumfahrzeug der Apollo 11-Mission wird zum Launch Complex gebracht,
Project Apollo Archive, Public domain, via Wikimedia Commons
Auswirkungen auf die heutige Zeit
Katherine Johnson schrieb in der Zeit bei der NASA zahlreiche wichtige Fachartikel und war eine der ersten Frauen, die als Co-Autorin in einem NASA-Bericht genannt wurde. Diese bekannteste Veröffentlichung ist eine Abhandlung, in der es darum geht, die Landeposition eines Raumfahrzeuges zu berechnen. Sie verfasste sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Ted Skopinski. Die Berechnungen dieser Abhandlung gelten heute als Teil der theoretische Grundlage der bemannten Raumfahrt.
Doch auch andere Untersuchungen der Division hatten Auswirkungen auf die Welt. Einmal untersuchte Johnson beispielsweise einen Vorfall in dem ein Flugzeug abgestürzt war. Als sich herausstellte, dass es mit der Luftveränderung zu tun hatte, die ein anderes Flugzeug herbeigeführt hatte, resultierte ihre Arbeit in Anpassungen der Luftverkehrsordnung. Sie machte also auch die zivile Luftfahrt etwas sicherer.
Wie mittlerweile aber klar sein dürfte, ist aber nicht nur ihre Arbeit an sich wichtig, sondern eben auch die Tatsache, dass sie in der Lage war, diese Arbeit überhaupt auszuführen. Katherine Johnson hat mit ihrer Neugier, ihrem Wissen und ihrem Selbstbewusstsein dazu beigetragen, Vorurteile abzubauen und die Welt für nachfolgende Frauen etwas besser zu machen. Als Johnson bei der NACA anfing, waren Frauen nicht in der Position, in der sie befördert wurden oder Research betrieben. Johnson tat es dennoch.
Nach ihrer Pensionierung sprach Katherine Johnson noch oft auf Konferenzen und anderen Veranstaltungen über die Bedeutung von STEM (in etwa das Equivalent zu MINT – Science Technology, Engineering, Mathematics) und ermutigte Schülerinnen und Studierende, Karrieren in diesen Feldern anzustreben. Sie inspiriert noch heute Menschen auf der ganzen Welt und die NASA wäre nicht dort, wo sie heute ist, wenn Katherine Johnson nicht gewesen wäre.
Informationen und Organisationen, die Schwarze Frauen in ihren Karrieren unterstützen
Black Female Founders
Informationen, Networking und Community für Schwarze Unternehmerinnen
Black Girls CODE
Organisation die jungen Frauen aus unterrepräsentierten Gemeinschaften das Programmieren näher bringt (USA und Südafrika)
Black Women Talk Tech
Englischsprachiger Podcast über die Herausforderungen im Arbeitsalltag in der Techbranche
TLA Black Women in Tech
Networking für Schwarze Frauen in Techberufen in London und Umgebung
Unzählige Afroamerikanerinnen waren im Laufe der Jahre an den Erfolgen der amerikanischen Weltraummissionen beteiligt.
Hier sind einige wenige von ihnen, über die Sie sich informieren können.
- Annie Easley, Informatikerin bei der NASA
- Christine Darden, tätig im Senior Executive Service bei der NASA
- Dorothy Vaughan, Johnsons Vorgesetzte, Mathematikerin bei der NASA
- Evelyn Boyd Granville, Mathematikerin bei der NAA und spätere Professorin
- Mary Jackson, die erste Schwarze Ingenieurin der NASA
- Mae Jemison, die erste Afroamerikanerin im Weltall
Mit besten Grüßen
Bilder im Header:
Apollo 11 Rollout:
Project Apollo Archive, Public domain, via Wikimedia Commons
Entfärbt und zugeschnitten
Katherine Johnson:
NASA, Public domain, via Wikimedia Commons
Hintergrund entfernt